Donnerstag, Dezember 15, 2005

Politik in Computerspielen

Dieser Bericht zeigt, in wie weit politische Propaganda auch in den Computerspielen ihren Fuß schon gefasst hat...

Früher waren Computerspiele nichts Weiteres, als ein Paar Polygone (Vierecke), auf die man mit einem Zielkreuz schiessen konnte. Ich erinnere mich noch an die ersten Spiele, die aus Jugendschutzgründen verboten wurden, damit die Kinder nach dem Spielen nicht Amok liefen.
Ich kann mich deshalb so gut daran erinnern, weil jedes dieser verbotenen Spiele mir damals das Zeichen gab, dass ich es unbedingt haben musste. Ein Killer bin ich trotzdem nicht geworden, obwohl ich mit dem ersten Doom Titel anfing. Damals war es eines der ersten Ego Schooters und ich spielte bis zum Mortal Combat (alle Teile) hin, in dem ich sogar die Finishing Moves des Spiels beherrschte. (Finishing Moves: Wenn der Gegner erledigt ist, konnte man ihn auf besonders brutale Weise töten.) Heutzutage würde mich so etwas nicht mehr faszinieren, aber damals war es etwas komplett Neues und der Reiz des Verbotenen war für mich zu groß. Das lag nicht nur bei mir so und hatte zur Folge, dass diese Spiele weltweit verkauft und zum großen Erfolg wurden. Jahre später erkannten die Behörden, dass die Verbote nur das Gegenteil hervorriefen, und fingen an, die Spiele zu zensieren (Blut wurde grün gefärbt usw.). Viele haben sich über diese Vorgehensweise geärgert, man konnte aber Spiele wenigstens noch spielen. Die Zeit verging und das Geschehen in der Welt änderte dabei nicht nur die Spiele selbst, sondern auch Art und Weise ihrer Zensierung. Seit Neuestem ist auch politische Zensur in den Spielen enthalten, wie z.B. bei "Command and Conquer Generals", das zu meinen Lieblingsstrategiespielen zählt. Zum Spiel: Man kann eine von 3 Weltmächten auswählen: USA, China oder Terroristen und mit diesen auch gegen Andere spielen. Strategisch gesehen haben alle Vor- und Nachteile. Während USA die beste Technik besitzt, ist China in der Kämpferüberzahl, wobei die Terroristen mit getarnten Waffen kämpfen. Auch mit sogenannten „unfairen Mitteln“ werden Kämpfe ausgetragen. Dabei muss man erwähnen, dass der Krieg an sich trotz der Regeln der Kriegsführung nicht fair ist, aber zumindest bei diesem Spiel keine Zivilisten, sondern nur die Parteien gegeneinander angegriffen werden. Ich habe alle Parteien durchgespielt, wobei ich nicht wirklich sagen kann, dass ich mich für eine bestimmte Seite entschieden habe. Denn jede hatte ihre eigene Strategie und es war sehr interessant, neue Strategien auszuprobieren. Natürlich wurde dieses Spiel zensiert, aber wie ??? Die Terroristen bekamen neue Gebäude. Man hat ihre alten Häuser, die in der Originalversion islamisch aussahen, in einfach andere umgewandelt, damit kein kleinster Verdacht darauf erweckt werden könnte, dass die Moslems Terroristen sind. Die amerikanischen und chinesischen Gebäude wurden allerdings nicht verändert. Lediglich die chemischen Waffen haben an ihrer Farbpracht verloren, damit sie nicht mehr so attraktiv aussahen (wobei um diesen Effekt geht es gerade bei den Computerspielen: Alles ist bunter und dadurch nicht REAL). Es scheint einen Trend heutzutage in Deutschland zu geben, dass man aus Angst vor Diskriminierung der moslemischen Bevölkerung, was ich auch nicht für falsch halte, die USA seit dem Irakkrieg dafür um so mehr diskriminiert. Nachdem Herr ehemaliger Bundeskanzler es vorgemacht hat, ist es in Deutschland zur Pflicht geworden. Wobei wenn man nicht gegen die USA ist, dann wird man dadurch auch gesellschaftlich anders angesehen und in gewisser Weise sogar ausgegrenzt. Eines Tages ging ich in ein Geschäft, um mir ein neues Spiel zu kaufen. Das ultimative Spiel. Ein Ego Shooter, in dem man nicht nur den Soldaten spielen, sondern den Einheiten auf der Feldkarte Befehle geben, sie koordinieren und alle möglichen Fortbewegungsmöglichkeiten steuern kann. Zum Spiel: Dabei handelt es sich um die Fortsetzung eines Spiels über die Geschehnisse während des 2. Weltkrieges, wobei man als Deutscher, Japaner oder Alliierter im Krieg beteiligt sein konnte. Bei der Fortsetzung spielt man allerdings schon in der heutigen Zeit oder in naher Zukunft. Diesmal stehen USA, eine unbekannte Arabische Macht und China als Gegner zur Auswahl.



Dieses Spiel scheint auf den ersten Blick politisch zu sein, ist allerdings das absolute Gegenteil davon. Man versucht zwar Parteien, Waffen und Orte des Geschehens in gewissem Maße realistisch darzustellen (wobei alle gleiche Stärken haben), aber welche Partei man spielt, ist keine politische Entscheidung. Denn ein Mal spielt man eine Seite und anderes Mal ihren Gegner. Es ist im Prinzip gleichgültig, wen man spielt. Dennoch musste ich an dem Tag mit Bedauern feststellen, dass man Politik in die Werbung von diesem Spiel buchstäblich eingebracht hat. Das Verkaufspersonal des Geschäfts, das ich hier nicht näher erwähnen möchte, schrieb: „High-Tech Waffen ? Strategie ? Rette die Welt vor Amerika oder Amerika vor der Welt !!!! Kriegsführung in moderner Form“ Dann habe ich mir sofort vorgestellt, wie es sich anhören würde, wenn sie bei dem ersten Teil des Spiels geschrieben hätten : "Rettet die Welt vor den Deutschen." Oder wenn es stehen würde: "Rettet die Welt vor den Arabern." Sowas wird nie dort stehen. Man wird eher die islamisch aussehenden Häuser zensieren, als sich in der Ausübung der Kritik an Amerika zurückhalten. Für mich war das ein Schock. Aus einem absolut unpolitischen Spiel wurde plötzlich durch Marketing versucht, die Wut der Menschen über amerikanische Regierung dazu zu bringen, dass sie sich das Spiel kaufen und "die Welt vor Amerika befreien“. Jedes Spiel wird also demnächst einen politischen Beigeschmack haben. Wozu wird das führen ??? Wir werden bald bestimmt in den Genuss kommen, wirtschaftliche Spiele ala „Versuchen Sie die Weltmacht der Juden zu schwächen oder sie zu übernehmen. Befreien Sie die Welt vor den kapitalistischen Juden, in dem Sie ihre Banken übernehmen“ spielen zu dürfen. Im Kino hat es schon angefangen. Wir dürfen uns in Deutschland auf wunderbare Kinofilme freuen, in denen Selbstmordattentäter inzwischen ihren eigenen Film drehen und man dadurch mit ihnen sympathisieren kann. Was mit TV-Nachrichten und Zeitungen anfing, geht auf Computerspiele und Filme weiter über. Man versucht, freie Meinungsbildung durch falsche Informationen zu beeinflussen und ich muss leider zugeben, dass man es letztendlich schaffen wird. Denn der Grossteil der Bevölkerung hat leider keine Zeit, sich mit Details zu beschäftigen. Man schnappt sich die Information, die man am meisten hört, und glaubt auch fest daran. Ich werde, wie immer, mich bemühen, gegen vieles misstrauisch zu sein und versuchen, meine Objektivität zu bewahren. Das Spiel habe ich mir dennoch gekauft. Zwar in einem anderen Geschäft. Trotzdem bleibt es ein gutes Spiel und ich betätige dabei in keiner Weise meine politische Auswahl oder lasse mich durchs Spiel selbst zu keiner politischen Entscheidung beeinflussen. Ich spiele alle Parteien nach Lust und Laune und mag den Spaß am Spiel und an den unendlichen strategischen Möglichkeiten. Ein Spiel bleibt ein Spiel. Man sollte es genauso wenig für politische Zwecke missbrauchen, wie auch eigene Kinder, die inzwischen in einigen Ländern zu Zwecken richtiger Kriegsführung oder Propaganda benutzt und dadurch missbraucht werden... Lasst uns unseren Spaß am Spielen, denn die Wirklichkeit ist schon traurig genug... (eigene Meinung) MichaelB PS: Verkaufsbeispiel in einem anderen Geschäft: