Früher waren Computerspiele nichts Weiteres, als ein Paar Polygone (Vierecke), auf die man mit einem Zielkreuz schiessen konnte. Ich erinnere mich noch an die ersten Spiele, die aus Jugendschutzgründen verboten wurden, damit die Kinder nach dem Spielen nicht Amok liefen. Ich kann mich deshalb so gut daran erinnern, weil jedes dieser verbotenen Spiele mir damals das Zeichen gab, dass ich es unbedingt haben musste. Ein Killer bin ich trotzdem nicht geworden, obwohl ich mit dem ersten Doom Titel anfing. Damals war es eines der ersten Ego Schooters und ich spielte bis zum Mortal Combat (alle Teile) hin, in dem ich sogar die Finishing Moves des Spiels beherrschte. (Finishing Moves: Wenn der Gegner erledigt ist, konnte man ihn auf besonders brutale Weise töten.) Heutzutage würde mich so etwas nicht mehr faszinieren, aber damals war es etwas komplett Neues und der Reiz des Verbotenen war für mich zu groß. Das lag nicht nur bei mir so und hatte zur Folge, dass diese Spiele weltweit verkauft und zum großen Erfolg wurden. Jahre später erkannten die Behörden, dass die Verbote nur das Gegenteil hervorriefen, und fingen an, die Spiele zu zensieren (Blut wurde grün gefärbt usw.). Viele haben sich über diese Vorgehensweise geärgert, man konnte aber Spiele wenigstens noch spielen. Die Zeit verging und das Geschehen in der Welt änderte dabei nicht nur die Spiele selbst, sondern auch Art und Weise ihrer Zensierung. Seit Neuestem ist auch politische Zensur in den Spielen enthalten, wie z.B. bei "Command and Conquer Generals", das zu meinen Lieblingsstrategiespielen zählt. Zum Spiel: Man kann eine von 3 Weltmächten auswählen: USA, China oder Terroristen und mit diesen auch gegen Andere spielen. Strategisch gesehen haben alle Vor- und Nachteile. Während USA die beste Technik besitzt, ist China in der Kämpferüberzahl, wobei die Terroristen mit getarnten Waffen kämpfen. Auch mit sogenannten „unfairen Mitteln“ werden Kämpfe ausgetragen. Dabei muss man erwähnen, dass der Krieg an sich trotz der Regeln der Kriegsführung nicht fair ist, aber zumindest bei diesem Spiel keine Zivilisten, sondern nur die Parteien gegeneinander angegriffen werden. Ich habe alle Parteien durchgespielt, wobei ich nicht wirklich sagen kann, dass ich mich für eine bestimmte Seite entschieden habe. Denn jede hatte ihre eigene Strategie und es war sehr interessant, neue Strategien auszuprobieren. Natürlich wurde dieses Spiel zensiert, aber wie ???


Dieses Spiel scheint auf den ersten Blick politisch zu sein, ist allerdings das absolute Gegenteil davon. Man versucht zwar Parteien, Waffen und Orte des Geschehens in gewissem Maße realistisch darzustellen (wobei alle gleiche Stärken haben), aber welche Partei man spielt, ist keine politische Entscheidung. Denn ein Mal spielt man eine Seite und anderes Mal ihren Gegner. Es ist im Prinzip gleichgültig, wen man spielt. Dennoch musste ich an dem Tag mit Bedauern feststellen, dass man Politik in die Werbung von diesem Spiel buchstäblich eingebracht hat. Das Verkaufspersonal des Geschäfts, das ich hier nicht näher erwähnen möchte, schrieb: „High-Tech Waffen ? Strategie ? Rette die Welt vor Amerika oder Amerika vor der Welt !!!! Kriegsführung in moderner Form“ Dann habe ich mir sofort vorgestellt, wie es sich anhören würde, wenn sie bei dem ersten Teil des Spiels geschrieben hätten : "Rettet die Welt vor den Deutschen." Oder wenn es stehen würde: "Rettet die Welt vor den Arabern." Sowas wird nie dort stehen. Man wird eher die islamisch aussehenden Häuser zensieren, als sich in der Ausübung der Kritik an Amerika zurückhalten. Für mich war das ein Schock. Aus einem absolut unpolitischen Spiel wurde plötzlich durch Marketing versucht, die Wut der Menschen über amerikanische Regierung dazu zu bringen, dass sie sich das Spiel kaufen und "die Welt vor Amerika befreien“. Jedes Spiel wird also demnächst einen politischen Beigeschmack haben. Wozu wird das führen ??? Wir werden bald bestimmt in den Genuss kommen, wirtschaftliche Spiele ala „Versuchen Sie die Weltmacht der Juden zu schwächen oder sie zu übernehmen. Befreien Sie die Welt vor den kapitalistischen Juden, in dem Sie ihre Banken übernehmen“ spielen zu dürfen. Im Kino hat es schon angefangen. Wir dürfen uns in Deutschland auf wunderbare Kinofilme freuen, in denen Selbstmordattentäter inzwischen ihren eigenen Film drehen und man dadurch mit ihnen sympathisieren kann. Was mit TV-Nachrichten und Zeitungen anfing, geht auf Computerspiele und Filme weiter über. Man versucht, freie Meinungsbildung durch falsche Informationen zu beeinflussen und ich muss leider zugeben, dass man es letztendlich schaffen wird. Denn der Grossteil der Bevölkerung hat leider keine Zeit, sich mit Details zu beschäftigen. Man schnappt sich die Information, die man am meisten hört, und glaubt auch fest daran. Ich werde, wie immer, mich bemühen, gegen vieles misstrauisch zu sein und versuchen, meine Objektivität zu bewahren. Das Spiel habe
